Märchen
Das Mondmärchen
Fliegen ist lila (für Kinder)
Träumauge
Lesebeispiel
Es war einmal ein Mädchen, das träumte. Es träumte immer, nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage. So nahm es mit seinen inneren Augen, neben seiner Umgebung, auch immer seine Traumbilder wahr. Für die Kleine war das ganz natürlich, sie kannte das ja nicht anders. Sie konnte wunderbar in beiden Welten leben, innerlich mal mehr auf die äußere, mal mehr auf die innere achten und mit beiden spielen. Träumauge, diesen Namen hatten ihr die Menschen gegeben, hatte wunderschöne Augen, die wie frisch geputzte Fenster glänzten. Trat man näher an sie heran und sah hinein, konnte man in ihnen ein Abbild der Traumwelt, die Träumauge erlebte, erblicken. Trat man einen Schritt zurück, konnte man sich in ihren Augen spiegeln und - mit etwas Glück - eine Ahnung von den eigenen geheimsten Träumen erhaschen.
Wenn sich jemand dann ganz besonders in ihre Augen vertiefte, konnte es passieren, dass eine große Sehnsucht in diesem Menschen entfacht wurde, selbst zu träumen und seine Flügel auszubreiten. Dann konnte es noch geschehen, dass die Sehnsucht so groß wurde, dass dieser Mensch ganz wundervoll zu fliegen begann, und sich dann allmählich der Duft der inneren Bilder in seinem Leben ausbreitete. Dieser Mensch war dann ein glücklicher Mensch, denn sein Leben veränderte sich. Er konnte Dinge träumen, die dann irgendwann Wirklichkeit wurden.
Eines Tages, Träumauge war eine junge Frau geworden, schaute ein junger Mann in ihre Augen. Ein Schmetterling senkte sich auf ihre Seele herab. Sie erblickte den Traum, den sie gerade träumte, in den Augen des jungen Mannes!
„Wie … heißt du?“, fragte sie völlig verwirrt. „Jonas“, sagte er - und sie wachte auf…